Zoonotische Parasiten von Reptilien
Reptilien werden im Allgemeinen mit bakteriellen Zoonoseerregern wie Salmonellen in Verbindung gebracht, aber durch Reptilien übertragene parasitäre Zoonoseerreger haben in den letzten Jahren nur wenig Aufmerksamkeit erhalten.
Wie andere Tiere auch, sind Reptilien Wirte für verschiedene Krankheitserreger. Das Zoonoserisiko steht im Zusammenhang mit den Interaktionen zwischen Mensch und Reptil, durch z. B. den Verzehr von Reptilienfleisch, die Haltung von Reptilien als Haustiere oder durch die Kontamination der Umwelt.
Die meisten Infektionen des Menschen mit Pentastomiden (Zungenwürmer) erfolgen über den Verzehr von Schlangenfleisch – was häufiger in asiatischen und afrikanischen Ländern auftritt. Es wurden jedoch auch andere Übertragungswege beschrieben, wie z. B. der Kontakt mit dem Speichel, Kot oder Nasensekret der Tiere.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche hämatophag lebende Arthropoden, z. B. Arten aus der Familie der Ixodidae (Schildzecken) und Argasidae (Lederzecken), die Reptilienblut aufnehmen. Wenn danach ein Mensch oder ein anderes Säugetier zur Nahrungsaufnahme aufgesucht wird, kann ein vorab aus dem Reptilienblut aufgenommener potenzieller Krankheitserreger übertragen werden. Unter den Beispielen heben die Autoren stechende Insekten (hauptsächlich der Gattung Sergentomyia – Sandmücken) hervor, die heutzutage mit der Übertragung von pathogenen Leishmanienarten in Verbindung gebracht werden. Neben Leishmania infantum und Leishmania major wurden auch andere pathogene Arten in Eidechsen nachgewiesen, was darauf hindeutet, dass diese Teil des epidemiologischen Zyklus der Leishmaniose sein könnten.
Amphibien und Reptilien sind ebenfalls paratenische Wirte von Nematoden mit zoonotischem Potenzial. Kapselbildende Trichinella-Arten wurden bei Säugetieren nachgewiesen, aber zwei nicht-kapselbildende Arten kommen auch bei großen fleischfressenden Reptilien wie Krokodilen und Waranen vor.
Reptilien werden häufig als Haustiere gehalten, vom Königspython bis zum grünen Leguan oder Schildkröten. Die meisten von ihnen leben unter schlechten Haltungsbedingungen, was wiederrum verschiedene Erkrankungen begünstigt und zu einem größeren Bedarf an tiermedizinischer Versorgung führt. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und aufmerksame und aufklärend wirkende Tierärzt:innen sind unerlässlich, um zoonotische Infektionen bei Tierhalter:innen zu verhindern, insbesondere bei solchen, die immunsupprimiert sind.
Die Sensibilisierung für zoonotische Parasitosen, die von Reptilien ausgehen, ist wichtig, um die Kontrolle, Prävention und Überwachung dieser Krankheiten zu fördern. Um das Risiko der Übertragung von Zoonoseerregern zu minimieren, sollten vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden: angemessene sanitäre Vorkehrungen, Hygieneprotokolle, gute Haltungsbedingungen und regelmäßige tierärztliche Betreuung.
Mendoza-Roldan J.A., Modry D. und Otranto D. (2020) Zoonotic parasites of reptiles: a crawling threat. Trends in Parasitology, Vol.36, No.8. https://doi.org/10.1016/j.pt.2020.04.014