Wie verhält man sich in der Notaufnahme bei Verdacht auf einen Tollwutbiss durch einen Hund?
Tollwut (Rabies) ist eine akute virale Zoonose, die durch Bisse oder Kratzer, im Allgemeinen durch Speichel übertragen wird. Sobald die ersten Symptome auftreten, verläuft die Krankheit bei empfänglichen Menschen und Tieren tödlich.
Derzeit besteht in Spanien ein hohes Risiko eines Tollwutausbruchs, da die Impfquote bei Hunden niedrig ist und die autonomen Gemeinden über die Impfstrategie bei Hunden, Katzen und Frettchen entscheiden. Die Impfung dieser Tiere ist im gesamten spanischen Gebiet obligatorisch, außer in Galicien, dem Baskenland und Katalonien. Im Fall von Asturien ist die Impfung nur für potenziell gefährliche Hunde vorgeschrieben.
In diesem Artikel stellen wir den Fall eines fünfjährigen Mädchens vor, das drei Wochen nach einem Hundebiss in Cochabamba (Bolivien) in die Notaufnahme kam. Das mit dem Verdacht auf Tollwut betroffene Tier war gestorben. Das Mädchen war nach dem korrekten Kinderimpfplan geimpft und erhielt außerdem eine Impfung gegen Hepatitis A und Gelbfieber. Eine Tollwutprophylaxe wurde vor der Reise nicht in Betracht gezogen.
Die epidemiologischen Eigenschaften des Vorfalls wurden evaluiert und eine klinische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurde die Beschreibung des Tieres (ein Haushund mit geringem Hygienestatus und mangelnder Impfprophylaxe) berücksichtigt, aber auch der Ort des Geschehens (auf dem Land), die Art des Bisses (auf der linken Seite, oberflächlich und mit wenig Blutung) sowie die sofort ergriffenen Maßnahmen (Reinigung mit Wasser, Schlamm und Blättern).
Das Mädchen war in gutem Allgemeinzustand (sie war asymptomatisch). Auf der linken Seite befanden sich zwei hyperchromatische Flecken, die geschlossen und ohne Anzeichen einer Infektion waren. Es gab keine Schmerzen bei der Palpation oder eingeschränkte Mobilität des betroffenen Bereichs.
Die Art des Unfalls und die körperliche Untersuchung deuteten auf ein geringes Risiko einer Tollwutübertragung hin, aber eine Ansteckung konnte nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wurde durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt, dass in Bolivien und insbesondere in der Region Cochabamba die Tollwut verbreitet ist.
Stützt man sich auf das oben genannte, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein hohes Infektionsrisiko handelt. Deshalb wurde ein Protokoll zur Postexpositionsprophylaxe eingeleitet: Humanes Immunglobulin (20 IU/kg) wurde verabreicht, zur Hälfte periläsional und zur anderen Hälfte in den Deltoideus, sowie eine erste Impfdosis, die distal zum Immunglobulin verabreicht wurde (im kontralateralen Deltoideus). Das Mädchen wurde entlassen und durchlief ein komplettes Impfschema mit 5 Dosen.
Obwohl es sich um einen im Ausland aufgetretenen Fall handelt, ist es sehr wichtig, die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass die Tollwut eine völlig vermeidbare Krankheit ist. Die verantwortungsvolle Haltung von Hunden, einschließlich der Tollwutimpfung, der Vorbeugung von Bissverletzungen und der Ersten Hilfe für Bissopfer, sowie das Säubern von Wunden und Injektionen nach der Exposition sind von entscheidender Bedeutung für die Verhütung und Bekämpfung dieser Erkrankung.
Fernández Prada; M. et al (2013) ¿Qué hacer en urgencias ante una mordedura canina con sospecha de rabia? A propósito de un caso. Lugar: Unidad de Gestión Clínica Medicina Preventiva, Vigilancia y Promoción de la Salud, Hospital Universitario San Cecilio, Granada, España. DOI:10.1016/j.anpedi.2013.08.002