Umfrage unter Tierärzt:innen, die ein neuartiges Kompressionsverfahren bei der Behandlung des neonatalen Fehlanpassungssyndroms bei Fohlen anwenden
Im Vergleich zu anderen Tierarten werden Pferde mit einem funktionelleren und besser entwickelten Gehirn geboren. Man nimmt an, dass dies ein evolutionärer Mechanismus für das Überleben von Beutetieren in der Wildnis ist. Bei Pferden ist der Übergang von der fötalen Bewusstlosigkeit im Mutterleib zum extrauterinen Bewusstsein bei der Geburt entscheidend für das Überleben des Neugeborenen. Die Aufrechterhaltung der Bewusstlosigkeit im Mutterleib wird durch eine Kombination von Umweltfaktoren wie Wärme und taktile Stimulation sowie verschiedene endokrine Substanzen mit neuroinhibitorischer Wirkung erreicht. Dadurch wird sichergestellt, dass der Fötus in einem schlafähnlichen Zustand verbleibt und die Gebärmutter der Stute vor der Bewegung der langen Gliedmaßen des Fohlens geschützt wird.
In den ersten Stunden nach der Geburt muss das Fohlen einige wichtige Verhaltensweisen zeigen – Stehen, Laufen und Saugen zum Beispiel. Das neonatale Fehlanpassungssyndrom (FAS) ist dadurch gekennzeichnet, dass diese Verhaltensweisen nicht ausgeführt werden. Eine Reihe abnormaler Verhaltensweisen wie z.B. eine verminderte Wahrnehmung der Umgebung und das Unvermögen, das Euter zu finden, sind typisch für diesen Zustand. Eine Folge von FAS kann eine unzureichende Aufnahme von Kolostrum und Milch sein, deren Fehlen das Leben des Fohlens ernsthaft gefährden kann. In der Vergangenheit dachte man, dass FAS das Ergebnis eines anhaltenden Hypoxiezustands während der Geburt ist, aber neuere Studien haben gezeigt, dass das Fortbestehen neuroinhibitorischer Verbindungen nach der Geburt die wahrscheinlichste Ursache von FAS ist, was bedeutet, dass der Übergang vom Bewusstsein im Uterus zum extrauterinen Bewusstsein nicht vollzogen wird. Die Diagnose der Erkrankung wird auf der Grundlage von Verhaltensbeobachtungen gestellt.
Im Jahr 2012 wurde eine Wickeltechnik mit Seilen für gesunde Fohlen als Therapieform beschrieben. Diese Methode wurde unter Berücksichtigung der Tatsache entwickelt, dass Fohlen, wenn sie festgehalten werden, mit einem Zustand der Schläfrigkeit und verringerter Mobilität reagieren. Bald darauf tauchten anekdotische Berichte über Fohlen mit FAS auf, bei denen sich die klinischen Symptome nach 20 Minuten Druck auflösten. In dieser Arbeit sollte untersucht werden, ob die Anwendung dieses Verfahrens bei neugeborenen Fohlen mit FAS die Genesung fördert, indem es die Erlangung eines normalen Bewusstseinszustandes beschleunigt. Es wurden Informationen von 195 Fohlen gesammelt, die alle abnorme Verhaltensweisen aufwiesen, die für FAS typisch sind.
Der Studie zufolge erholten sich die Fohlen, die dem Druck der Seile ausgesetzt waren, deutlich schneller und besser als die Fohlen, die nur konventionell behandelt wurden. Die meisten erholten sich 24 Stunden nach der Behandlung. Es wird angenommen, dass der Druck auf den Thorax die Funktion der Hirnrinde wiederherstellt, indem der Druck des Geburtskanals während der Wehen nachgeahmt wird. Gleichzeitig wird angenommen, dass dieser Druck eine Rolle beim Übergang von der Neuroinhibition zur Neuroaktivierung spielt, wodurch sich der Bewusstseinszustand des Fohlens von “im Uterus” zu “außerhalb des Uterus” ändert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Behandlungsmethode eine schnellere Genesung von Fohlen mit FAS bewirken kann, indem sie einen normalen Bewusstseinszustand nach der Geburt fördert. Auf diese Weise kann eine Überweisung vermieden und es können sowohl die Kosten als auch die Behandlungsdauer reduziert werden. In einigen Fällen kann dadurch sogar eine Euthanasie aufgrund finanzieller Engpässe oder fehlender Ressourcen verhindert werden.
Aleman, M., Weich, K. M. und Madigan, J. E. (2017) ‘Survey of Veterinarians Using a Novel Physical Compression Squeeze Procedure in the Management of Neonatal Maladjustment Syndrome in Foals’, Animals, 7(9)