Stress und Belastung bei Tierärzt*innen: eine Bestandsaufnahme
Im Gesundheitswesen tätige Menschen sind verschiedenen Arten von Stressoren am Arbeitsplatz ausgesetzt. Benachteiligungen am Arbeitsplatz, Arbeitsdruck, Schichtarbeit, das Gefühl von Kontrollverlust, wenig soziale Unterstützung am Arbeitsplatz und Überstunden sind nur ein paar Beispiele von Stressoren. Diese Bedingungen haben einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Fachkräften. Beispielsweise erhöhen lange Arbeitstage die Mortalität bei Arbeitenden um 20 %. Psychologische Folgen wie Depressionen, Angstzustände und Demenz sind ebenfalls zu erwarten. Tiermedizinische Fachkräfte arbeiten in ähnlichen Verhältnissen wie Krankenhauspersonal.
In der Veterinärmedizin gibt es zusätzlich zu den vorhergenannten Stressfaktoren finanzielle Streitpunkte, erhöhte Kund:innenanfragen/ -erwartungen und ethische Dilemmas. Im Berufsfeld ist dies bekannt, und mehrere Studien haben gezeigt, dass das Suizidrisiko bei Tierärzt:innen höher ist als bei anderen Berufszweigen. Über Burn-out und Stress wird innerhalb des Berufszweigs seit Jahren geredet.
Diese Studie soll einen Überblick zum Arbeitsstress und dessen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Tierärzt:innen geben. Der Autor möchte durch die Forschungsarbeit Strategien finden, um so das Wohlbefinden im Berufsfeld der Veterinärmedizin zu verbessern. Dazu gehört das Zusammenfassen von anderen Studien, die sich mit der psychologischen Belastung und den potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit, wie z. B. Depressionen, Angst vor Burn-out und dem Suizidrisiko bei Tierärzt:innen befassen.
Dabei wurde festgestellt, dass Tierärztinnen stärker unter dem Stress leiden als ihre männlichen Kollegen. Wenn man aber in Betracht zieht, dass hier mehr Frauen als Männer arbeiten, sind die Ergebnisse nicht beweiskräftig. Einer der Hauptstressfaktoren war die Arbeitszeit und Depression war der am häufigsten genannte Risikofaktor für ein suizidgefährdetes Verhalten.
Diese Maßnahmen könnten die Fluktuation in diesem Berufszweig erheblich verringern, da eine schlechte Work-Life-Balance der Hauptgrund für die Kündigung ist. Es können noch weitere Strategien umgesetzt werden, um das Arbeitsumfeld und die Mitarbeiter:innenbindung zu verbessern und die Arbeitsmoral zu steigern.
Es ist unabdingbar, psychologische Stressoren bei Tierärzt:innen abzubauen und Bewältigungsstrategien zu schaffen. Es ist entscheidend, dass diese Strategien auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden und dass die soziale Unterstützung in der Veterinärmedizin verstärkt wird.
Weitere Forschungsarbeiten sind zur Identifizierung konkreter Stressfaktoren am Arbeitsplatz sowie zu den besten Strategien nötig, um diesen Stress zu minimieren. Coaching, Beratung, Stressmanagementkurse sowie Seminare können sowohl am Karriereanfang sowie später nützlich sein. Berufsverbände und Veterinärhochschulen sollten Schulungen zum Management von arbeitsbezogenen Angstzuständen und Depressionen anbieten, sowie Programme dazu, wie man Widerstandsfähigkeit aufbaut.
Pohl, R. et al (2022) ‘Stress and Strain among Veterinarians: a scoping review’ Irish Veterinary Journal. 75 (15)