Stile der Hundeerziehung, Kommunikation und Leinenführigkeit
Erziehungsstile sind hilfreich, um langfristige soziale Interaktionsmuster zu beurteilen, nicht nur zwischen Eltern und Kindern, sondern auch innerhalb der Halter/in-Hund-Beziehung. Die hundebezogene Erziehung spielt eine wichtige Rolle bei der Verhinderung unerwünschten Hundeverhaltens, da sie als die wichtigste emotionale Sphäre beschrieben wird, in der der Hund geführt und trainiert wird.
In einer früheren Studie wurden anhand eines Fragebogens zu Erziehungsstilen und -dimensionen drei Stile bei HundebesitzerInnen identifiziert: der autoritär-korrigierende Stil (AUC), der autoritativ-intrinsische Wertestil (AUI) und der autoritativ-erzieherische Stil (AUT). Um herauszufinden, wie sich diese Stile in den Interaktionen zwischen den BesitzerInnen und Hunden ausdrücken, führten die ForscherInnen zwei Verhaltenstests durch: einen mit Ablenkungen und einen, bei dem man die “Pausenzeit” gemeinsam in einem Warteraum verbringen musste. Die 41 TeilnehmerInnen wurden ausgewählt, nachdem sie einen Online-Fragebogen ausgefüllt hatten, der ihren hundebezogenen Erziehungsstil bestimmte.
Um das normale Führungsverhalten der BesitzerInnen herauszufinden, betrat die/der Besitzer/in mit ihren Hunden einen Raum mit Ablenkungen (Leckerlis und Bälle) und die/der Besitzer/in wurde gebeten, mit dem Hund an einer Standard-Zwei-Meter-Leine spazieren zu gehen und zu vermeiden, dass das Tier die “Ablenkungen” berührt oder frisst – dieser Test wurde bei jedem Paar zweimal durchgeführt. Der zweite Test zielte darauf ab, die spontane Interaktion zwischen den BesitzerInnen und den Hunden zu untersuchen, daher wurden beide für zehn Minuten allein im Raum gelassen: den BesitzerInnen wurden warme Getränke angeboten und die Hunde konnte von der Leine gelassen werden.
Der Leckerchen-und-Ball-Parcours offenbarte mehr über die Erziehungsstile als der “Pausen”-Test, da es mehr Leinenanspannung und verbale Kommunikation gab. BesitzerInnen, die als AUC-BesitzerInnen (autoritär-korrigierend) angesehen wurden, hatten die Tendenz, verbal zu korrigieren, statt zu loben und gingen mit einer höheren Leinenspannung, während AUI(autoritativ-intrinsisch)- und AUT(autoritativ-erzieherisch)-BesitzerInnen mit mehr verbalem Lob verbunden waren. In Übereinstimmung mit früheren Studien war AUT-BesitzerInnen auch mit einer höheren Häufigkeit verbunden, mit der der Hund den/die BesitzerIn ansah. In der Mehrheit der Fälle des “Pausen”-Tests saßen die BesitzerInnen und die Hunde blieben in ihrer Nähe.
Leinenspannung und verbale Kommunikation haben sich als wertvoll erwiesen, um hundebezogene Erziehungsstile zu evaluieren, daher sehen die AutorInnen hier ein wertvolles Werkzeug, um erzieherische Interventionen für HundebesitzerInnen richtig zu gestalten. In der Tat halten sie es für wichtig, von leinenbezogener Führung zu verbaler, lobbasierter Führung überzugehen und dem AUT- statt dem AUC-Erziehungsstil den Vorrang zu geben.
Ineke R. van Herwijnen, Joanne A.M. van der Borg, Marc Naguib, Bonne Beerda. Dog-directed parenting styles predict verbal and leash guidance in dog owners and owner-directed attention in dogs. Applied Animal Behaviour Science, Band 232, 2020, 105131, ISSN 0168-1591, https://doi.org/10.1016/j.applanim.2020.105131.