Ist es SARDS oder CAR?
Das Sudden Acquired Retinal Degeneration Syndrome (SARDS) ist eine häufige Ursache für eine irreversible Erblindung bei Hunden. Es wird angenommen, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt, ähnlich wie bei Autoimmunretinopathien beim Menschen (AIR). Beim Menschen können sich Autoimmunretinopathien als eine Form des paraneoplastischen Syndroms entwickeln, auch wenn kein Tumor vorhanden ist. Die Präsentationen von Karzinomassoziierter Retinopathie (CAR) und SARDS (nicht-paraneoplastische klinische Entität) bei Hunden sind ähnlich, daher werden in dieser Untersuchung einige Elemente beschrieben, die zur Unterscheidung zwischen den beiden Erkrankungen verwendet werden könnten.
Die Stichprobe dieser Studie bestand aus 17 Hunden, die von acht verschiedenen Ophthalmologen mit SARDS oder immunvermittelter Retinitis (IMR) diagnostiziert wurden. Bei allen wurde ein bösartiger Tumor diagnostiziert – bei 16 vor oder zum Zeitpunkt der Sehstörung und bei einem 24 Stunden nach der Erblindung. Der häufigste Tumor war ein Meningiom, gefolgt von einem Sarkom.
Die Hunde wurden einer vollständigen klinischen und ophthalmologischen Untersuchung unterzogen. Die histologischen und molekularen Veränderungen im Netzhautgewebe wurden mittels Microarray- und IHC-Analyse ausgewertet. Erstaunlicherweise wies keiner dieser Patienten die klassische Kombination von SARDS-Reaktionen auf. Dazu zählen eine flache Elektroretinographiekurve in Kombination mit dem folgenden cPLR-Testergebnis (chromatischer Pupillenlichtreflextest) von: No Red und Good Blue als Hinweis auf eine Retinaerkrankung. Bei einen cPLR Test kann die vorhandene oder abwesende Pupillenreaktion auf rotes und blaues Licht auf eine Retinaerkrankung oder eine Erkrankung des optischen Nervs hinweisen. Trotz der fehlenden klassischen SARDS-Reaktionen wurde bei allen Patienten eine IMR (immunvermittelte Retinitis) diagnostiziert.
Die fundoskopische Auswertung zeigte verschiedene Veränderungen, wie sie auch bei SARDS betroffenen Augen beobachtet werden, wobei eine Attenuation der retinalen Gefäße am häufigsten auftrat. Die Histologie war kompatibel mit dem Verlust von Photorezeptoren und verschiedene systemische Veränderungen wurden beschrieben (z.B. Proteinurie/Mikroalbuminurie bei 77,7 % der Patienten). Eine Western-Blotting-Analyse ergab das Vorhandensein von anti-retinalen Autoantikörpern im Serum bei 80 % der untersuchten caninen IMR-CAR-Patienten.
Obwohl die klinischen Präsentationen in vielen Fällen fast identisch waren, unterschieden sich SARDS- und CAR- betroffene Augen deutlich in der Gesamtexpression der Gene. Bei Patienten mit CAR waren Gene, die Immunreaktionen vermitteln und Funktionen bei der Apoptose und Entzündungssignalisierung haben, häufiger.
Die immunsuppressive Therapie führte bei 44 % der behandelten Patienten zur Aufhebung der vollständigen Erblindung. Tatsächlich ist dies die erste Studie, die über die Verwendung von intravitrealen intravenösen Immunglobulinen als sichere, kostengünstige und wirksame Methode zur Behandlung von entzündlichen und autoimmunen Augenerkrankungen berichtet.
Grozdanic, S. D., Lazic, T., Kecova, H., Mohan, K., Adamus, G., & Kuehn, M. H. (2021). Presumed cancer-associated retinopathy (CAR) mimicking Sudden Acquired Retinal Degeneration Syndrome (SARDS) in canines. Veterinary ophthalmology, 24(2), 125–155. https://doi.org/10.1111/vop.12853