Gabapentin, ein humanmedizinisches Therapeutikum und Umweltschadstoff, hinterlässt Spuren bei Pferden: ein Fallbericht

22 June 2023 -

Gabapentin gehört zu den am häufigsten verschriebenen Humanarzneimitteln und ist auch ohne Rezept in den USA erhältlich. In diesem Fallbericht geht es um ein Rennpferd, das in Ohio an einem Rennen teilnahm, gewann und beim Screening positiv auf Gabapentin getestet wurde. Das Labor für toxikologische Analytik des landwirtschaftlichen Instituts in Ohio fand die vermeintlichen Spuren von Gabapentin. Darüber hinaus wurde die Substanz in einer Probe, die nach dem Rennen genommen wurde, nachgewiesen. Die Konzentration im Serum lag bei 273 pg/ml. Dabei handelte es sich um eine geringe „positive“ Konzentration. Im Bundestaat Ohio gab es bereits ähnliche Situationen und deshalb war die Vermutung nicht aus der Luft gegriffen, dass die Pferde einer zufälligen umweltbedingten Dosis Gabapentin ausgesetzt waren.

Normalerweise zieht ein positives Ergebnis ein Bußgeld und einen 14-tägigen Ausschluss an Pferderennen mit sich. Da die Herkunft der Substanz nicht geklärt werden konnte, konnten die ReiterInnen keine vorbeugenden Maßnahmen gegen ein positives Ergebnis unternehmen. Einen ähnlichen Fall gab es in der Vergangenheit mit Amphetamin-ähnlichen Stoffen, deren Untersuchung positiv ausfiel. Später fand man heraus, dass dies das Ergebnis einer Verstoffwechselung von Levamisol, einem Anthelmintikum für Pferde war.

Im Falle von Gabapentin in der Umwelt wurde als Hauptursache die Exkretion durch den Menschen angenommen, da es auf Platz 11 der meistverschriebenen Medikamente in den USA steht. Es wird vom Menschen unverändert ausgeschieden, was dafürspricht, dass es sich um eine chemisch stabile Substanz handelt. Nach weiteren Untersuchungen wurden die Fälle von Pferden mit geringen positiven Ergebnissen mit Menschen in Verbindung gebracht, denen Gabapentin verschrieben worden war. Ähnliche Ereignisse gab es auch in Kalifornien, wo Hunde dieses Medikament erhielten und Zugang zu Pferdeställen hatten und die Pferde somit Gabapentin ausgesetzt waren.

Schlussfolgernd erscheint es plausibel, dass Gabapentin vom Menschen über die Umwelt in den Pferde-Organismus gelangt ist. Die übertragenen Mengen sind aber so gering, dass die Ohio State Racing Commission das Screening-Limit auf 8 ng/ml Gabapentin im Pferdeplasma festgelegt hat. So können ReiterInnen und Pferde Gabapentin mit oder ohne Rezept erhalten, ohne dass sie das Risiko eines niedrigen positiven Ergebnisses eingehen.

 

Brewer, K. et al. (2022) ‘Gabapentin, a human therapeutic medication and an environmental substance transferring at trace levels to horses: a case report’ Irish Veterinary Journal. 75(19)
DOI: https://doi.org/10.1186/s13620-022-00226-5