Fallbericht: thorakolumbaler Bandscheibenvorfall bei einem Frettchen
Bei einem zweijährigen, kastrierten, männlichen Frettchen wurde mittels bildgebender Diagnostik (Myelographie, gefolgt von Computertomographie), ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Unter Berücksichtigung des Vorberichts, einer drei Tage andauernde Paraplegie, keinem Urinabsatz und Kotinkontinenz.
Die neurologische Untersuchung zeigte eine Läsion in den thorakolumbalen Rückenmarkssegmenten, welche eine Beeinträchtigung des oberen Motoneurons der Hintergliedmaßen zur Folge hatten. In seiner Gesamtheit, inklusive der Interpretation des Blutbildes, stimmte alles mit einer primären neurologischen Störung überein – ein bei Frettchen äußerst selten beobachteter Zustand.
Nach einer einwöchigen stationären Behandlung und intravenöser Verabreichung von Methylprednisolon-Natriumsuccinat ging das Frettchen, mit Empfehlung einer mindestens 3 Wochen andauernden Käfigruhe nach Hause. Während der gesamten stationären Behandlung wurden passive Bewegungsübungen durchgeführt und die Harnblase regelmäßig manuell entleert. Das Frettchen erlangte die volle Bewegungsfähigkeit zurück und wurde im Anschluss zu einer Klinik mit Rehabilitationseinrichtung verwiesen. Dort wurde ein 2-wöchiges Programm mit passiven Bewegungseinheiten, kurzen unterstützten Spaziergängen und Akupunktur begonnen. In der zweiten Woche kamen die Hydrotherapie und die Bewegung am Berg zur Stärkung der Beckenmuskulatur hinzu. Das Frettchen erholte sich weitestgehend, zeigte aber nach diesen zwei Wochen noch einige Schwächen und propriozeptive Defizite an den Hinterextremitäten.
Zwei Monate nach der Diagnosestellung war das Tier völlig genesen und es waren keine neurologischen Defizite mehr nachweisbar. Ein Jahr nach Behandlungsende wurde ein Follow-up durchgeführt. Es wurden keine Anzeichen eines Rückfalls beobachtet.
Ein konservatives Behandlungsmanagement kann bei Frettchen mit verschiedenen klinischen Anzeichen, die auf einen Bandscheibenvorfall hinweisen, von Vorteil sein. Der bevorzugte Therapieansatz für diese Tierart wurde aber noch nicht definiert. Dennoch ist die progressive Bewegungs- und intensive Physiotherapie bei diesen Tieren direkt angezeigt, da Frettchen schnell Muskelatrophien entwickeln und die sofortige Behandlung mit besseren Behandlungsergebnissen verbunden zu sein scheint.
Srugo I. et al. Successful medical management of lumbar intervertebral disc prolapse in a ferret. Journal of Small Animal Practice (2010) 51, 447–450. DOI: 10.1111/j.1748-5827.2010.00964.