Evaluierung der Effizienz eines Pheromonzerstäubers mit Beruhigungspheromonen gegenüber Placebos

22 June 2023 -

Eine Pilotstudie – zur Eindämmung von felinen Aggressionen in Mehrkatzenhaushalten

Katzen sind sozial sehr flexible Tiere: sie können sehr unabhängig sein, aber auch in nächster Nähe zusammenleben. Interaktionen werden von mehreren Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise frühere Lebenserfahrungen, als auch Zugang zu Ressourcen. Obwohl sie mit verwandten Katzen komplexe Bindungen eingehen können, sind unbekannte Katzen normalerweise nicht sehr willkommen.

Manchmal werden sie aber von ihren Besitzer*innen gezwungen, in einer sozialen Gruppe zu leben, mit der sie sich nicht identifizieren und aus der sie nicht entkommen können. Das kann zu sozialen Spannungen, oder sogar Aggression zwischen den Katzen führen, die in einem Mehrkatzenhaushalt leben. Damit erhöht sich das Risiko von Verletzungen und das Tier abgegeben werden muss. Diese Art von Konfliktlösung ist in der Regel schwierig, eine Herausforderung und kann oft nicht komplett gelöst werden.

Kitten bauen soziale Beziehungen in der so genannten „sensiblen Phase“ auf, d. h. im optimalen Sozialisierungszeitfenster, wenn sie zwei bis sieben Wochen alt sind. Interessanterweise gibt das Muttertier in der Zeit ein natürliches Beruhigungspheromon (cat-appeasing pheromon, CAP) ab. Zufall oder nicht, aber Kitten leben in dieser Phase als Gruppe in einer friedlichen und konfliktfreien Umgebung.

Ein synthetisches Analogon des natürlichen Mutterkatzen-Pheromons wurde entwickelt und ist derzeit im Handel erhältlich. In einer früheren Studie kam heraus, dass Pheromone von Mutterkatzen aggressives Verhalten in einem bestimmten Zeitraum bei adulten Tieren verringern können. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob innerartliche Aggression verringert und soziale Bande verbessert werden können und ob sich die Katzen wohler fühlen, wenn man dieses synthetische Pheromonanalogon in einem Mehrkatzenhaushalt einführt.

Über einen Zeitraum von 28 Tagen wurde ein doppelblinder, randomisierter und placebokontrollierter Feldversuch durchgeführt, um die klinische Effizienz zu bewerten. Die Studie umfasste zweiundvierzig Mehrkatzenhaushalte mit jeweils 2 bis 5 Katzen pro Haushalt. Die Studiengruppe bestand aus 17 Haushalten, die übrigen 25 wurden der Placebo-Gruppe zugeordnet.

Ein Maßstab wurde gesetzt, um die Häufigkeit und Schwere der Aggressionen unter Katzen eines gleichen Haushalts zu bewerten. Zwölf verschiedene Verhaltensweisen wurden analysiert und eine Gesamtpunktzahl wurde aus den Summen der einzelnen Parameter ermittelt. Da aber das Verhalten von den Besitzer*innen untersucht wurde, ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse eingeschränkt (passives Aggressionsverhalten kann bspw. über- oder unterbewertet werden).

Die Autor*innen kommen zu dem Schluss, dass weibliche Katzen doppelt so häufig Angriffsopfer waren als ihre männlichen Artgenossen. Dennoch konnte kein Unterschied aufgezeigt werden, wenn es darum ging, den Angreifer zu identifizieren. Außerdem konnten die Autor*innen feststellen, dass viele aggressive Verhaltensweisen in Haushalten, in denen das synthetische Pheromon zum Einsatz kam, nach 21 Tagen deutlich abnahm.

Es konnte ebenfalls festgestellt werden, dass der Einsatz eines Diffusors mit Katzenpheromon über 4 Wochen einen nutzbringenden Effekt auf die Steuerung des Aggressionsverhaltens hatte. Die Katzenbesitzer*innen wurden von einem anerkannten Tierbehavioristen geschult, was ebenfalls dazu geführt hat, dass das Aggressionsverhalten noch vor der Pheromontherapie nachließ. Damit kommen die Autor*innen zu dem Schluss, dass die zusätzliche Pheromongabe im Rahmen eines Verhaltensänderungsprogramms nützlich sein kann.

 

DePorter, T. L. et al. (2019) ‘Evaluation of the efficacy of an appeasing pheromone diffuser product vs placebo for management of feline aggression in multi-cat households: a pilot study’, Journal of Feline Medicine and Surgery, 21(4), pp. 293–305. doi: 10.1177/1098612X18774437.