Entwicklung eines Ethogramms/Leitfadens zur Identifizierung feliner Emotionen: Ein neuer Ansatz zur Bewertung von felinen Interaktionen und Wohlbefinden in der Praxis

22 June 2023 -

Tierärzt:innen in Gemischt – und Kleintierpraxen beurteilen häufig das Verhalten von Katzen, um sicher mit ihnen zu interagieren und ihr Wohlbefinden zu überwachen. Wenn Tierärzt:innen das Verhalten falsch einschätzen, kann dies zu einer Stresssituation für die Katze und zu einer Verletzung der Behandelnden führen. Verletzungen durch Katzenangriffe sind sehr häufig und haben wirtschaftliche Auswirkungen in der tierärztlichen Praxis; Studien haben ergeben, dass je unerfahrener der Behandelnde ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen.

Katzenpatienten finden das tierärztliche Umfeld im Allgemeinen sehr herausfordernd. Mit der Absicht, das Wohlergehen zu verbessern und das Verletzungsrisiko zu verringern, haben die Autor:innen dieser Studie einen Leitfaden/Ethogramm entwickelt, das das Verhalten von Katzen in Emotionen unterteilt. Fünf primäre Emotionen wurden definiert: Angst, Wut, Freude, Zufriedenheit und Interesse. Zehn von mehr als 300 Bildern wurden von zwei Verhaltensexperten für Katzen ausgewählt und validiert, um diese Emotionen darzustellen. Das Ziel dieses Leitfadens ist es, Tierärzten Richtlinien zu geben, um die Emotionen von Katzen zu interpretieren, selbst in extrem geschäftigen Umgebungen. Die Literatur zu diesem Thema ist begrenzt, aber es ist wichtig, dass positive Emotionen nicht vernachlässigt werden. Die Emotionen, die das Wohlbefinden problematisch beeinflussen und Gefahren darstellen, sind Angst und Wut. Sie sind sehr unterschiedlich und haben unterschiedliche Motivationen. Wut ist mit Frustration verbunden, die sich normalerweise durch Auf- und Abgehen, Beißen, Zerstörung von Gegenständen aus der Umgebung usw. manifestiert; Manchmal brauchen diese Katzen einfach eine Pause von der Behandlung und/oder dem Tumult. Auf der anderen Seite wird Angst normalerweise durch wahrgenommene Gefahr motiviert, in diesen Fällen sollte Katzen die Möglichkeit gegeben werden, sich zu verstecken.

Die Verwendung dieses Leitfadens/Ethogramms kann das Verletzungsrisiko bei der Behandlung erheblich verringern und gleichzeitig das Wohlergehen der Katze verbessern. Im Gegensatz zu anderen Ressourcen kann es während der Interaktion mit der Katze verwendet werden und den Tierärzt:innen helfen, auf Verhaltensänderungen zu reagieren, die das Wohlbefinden des Patienten beeinflussen können. Wir müssen jedoch bedenken, dass es nur für das kurzfristige Wohlergehen gedacht ist.

Dieser Leitfaden könnte in Zukunft auch an andere Arten angepasst werden, und es müssen möglicherweise mehr Emotionen berücksichtigt werden. Seine Zuverlässigkeit muss noch im Feld getestet und erprobt werden, um seine Nützlichkeit zu bestätigen, aber es kann eine wichtige Hilfe für Tierärzt:innen bei der Identifizierung verschiedener emotionaler Zustände bei Katzenpatienten sein.

 

Nicholson, S. L. and O’Carrol, R. A. (2021) ‘Development of an ethogram/guide for identifying feline emotions: a new approach to feline interactions and welfare assessment in practice’ Irish Veterinary Journal, 74 (8)

DOI: https://doi.org/10.1186/s13620-021-00189-z