Entscheidungshilfe zum Kastrationsalter bei 35 Hunderassen: Assoziierte Gelenkerkrankungen, Krebserkrankungen und Urininkontinenz
Die Kastration von Rüden und Hündinnen ist sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa zu einer Routinepraxis geworden, die zunehmend im Alter von 6 Monaten oder früher durchgeführt wird. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass Gelenkerkrankungen und einige Krebsarten in Verbindung mit der Kastration bei Rüden und/oder Hündinnen zunehmen können. In einer Studie mit über 40 000 Hunden wurde festgestellt, dass kastrierte Rüden und Hündinnen eine höherer Wahrscheinlichkeit haben, letale Krebserkrankungen zu entwickeln, als intakte Hunde.
Ziel dieser Studie war es, das erhöhte Risiko für die Entwicklung von Gelenkerkrankungen und Krebs bei verschiedenen Rassen zu analysieren, um Tierärzt*innen und Tierhalter*innen mehr Informationen an die Hand zu geben, die sie bei der Beratung und Entscheidung über die Kastration bei Patienten berücksichtigen können.
Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Studie ist, dass es Unterschiede zwischen den Rassen und manchmal sogar zwischen den Geschlechtern in Bezug auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung dieser Krankheiten gibt. So wird beispielsweise der Boston Terrier als eine Rasse genannt, bei der die Kastration von Hündinnen im Alter von sechs Monaten keine Auswirkungen hatte; die Kastration von Rüden dieser Rasse vor dem Alter von einem Jahr war jedoch mit einem signifikanten Anstieg der Krebsentwicklung verbunden.
Eine weitere wichtige Schlussfolgerung, die für mehrere kleine Rassen gilt, ist, dass das Risiko, diese Erkrankungen zu entwickeln, sowohl bei kastrierten als auch bei intakten Tieren nahezu gleich ist.
Die Studie weist einige Einschränkungen auf, wie z. B. die begrenzte Anzahl der einbezogenen Rassen im Vergleich zu den tatsächlich vorhandenen. Die Autor*innen haben eine Tabelle entwickelt, die als Leitfaden mit Altersempfehlungen für die Kastration unter Berücksichtigung der untersuchten Rassen verwendet werden kann. Die Autor*innen empfehlen, genetisch ähnliche Rassen heranzuziehen, wenn eine bestimmte Rasse in der bereitgestellten Tabelle nicht als Referenz zu finden ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tierärzt*innen und Tierhalter*innen die Daten dieser Studie bei der Entscheidung über die Kastration bei Haustieren berücksichtigen können und sollten, um das Risiko der Entwicklung dieser Krankheiten nicht zu erhöhen.
Hart BL, Hart LA, Thigpen AP and Willits NH (2020) Assisting Decision-Making on Age of Neutering for 35 Breeds of Dogs: Associated Joint Disorders, Cancers, and Urinary Incontinence. Front. Vet. Sci. 7:388. doi: 10.3389/fvets.2020.00388
LINK: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fvets.2020.00388/full