Effekte von oraler Supplementation oder Injektion vonCobalamin bei Hunden mit durch chronische Enteropathie oder exokrine Pankreatitis verursachter Hypocobalaminämie

Bei Säugetieren ist Cobalamin ein Kofaktor zweier wichtiger Enzyme beim Erhalt der Zellfunktionen. Das Cobalamin, das Hunde mit der Nahrung aufnehmen, muss mit dem Intrinsic-Faktor (IF) kombiniert werden, damit es im Darm von spezifischen Rezeptoren absorbiert werden kann. Die exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) ist eine häufige Ursache für Hypocobalaminämie bei Hunden, da das exokrine Pankreas die Hauptquelle für den IF ist. Eine andere weit verbreitete Ursache ist auch die chronische Darmentzündung (IBD). Durch sie werden die zur Absorption von Cobalamin benötigten Rezeptoren eingeschränkt, was dazu führt, dass das Cobalamin nur in geringem Maße aufgenommen wird.
Es ist wichtig, dass TierärztInnen die Cobalaminwerte bei Hunden mit chronischer Enteropathie (CE) oder EPI bestimmen, da niedrige Gehalte als negativer Prognosefaktor gelten. Methylmalonsäure (MMS) ist der geeignetere Marker zur Bestimmung des zellulären Cobalamingehalts, weil sie akkumuliert wird, wenn der Cobalaminwert abnorm niedrig ist. Jedoch kann diese Substanz auch durch Erkrankungen der Niere oder Enzymdefizite beeinflusst werden. Deshalb wird ein Cobalamingehalt im Serum unterhalb des Referenzbereichs als Hypocobalaminämie erachtet und dies kann mit einer Zunahme der Methylmalonsäurewerte als Cobalamindefizit anerkannt werden.
Einige TierärztInnen empfehlen bei Hypocobalaminämie eine Supplementation, egal welche Ursache sich dahinter verbirgt. Im Moment wird die injizierbare Supplementation am häufigsten verwendet. Jedoch legen neuere Studien nahe, dass eine orale Supplementation dieselbe Wirkung auf die Normalisierung des Cobalaminspiegels bei Hunden mit CE oder EPI haben kann.
Ziel dieser Studie war es, die Effizienz von oraler oder injizierbarer Cobalaminsupplementation zur Normalisierung der Werte im Serum, aber auch von MMS bei Hunden nachzuweisen, die aufgrund von CE oder EPI an Hypocobalaminämie litten.
Diese Studie umfasste 46 Hunde. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt: bei 27 wurde CE diagnostiziert und bei den übrigen 19 EPI. Jeder Hund wurde nach dem Zufallsprinzip einer der drei Gruppen zugeordnet: injizierbare oder orale Supplementation mit Cobalamin alleine und einer dritten Gruppe, die zusätzlich zum Cobalamin per os noch Folsäure, ebenfalls per os, erhielt. 13 Hunde mit CE und neun mit EPI erhielten die Supplementation per os, während die übrigen Hunde Injektionen erhielten.
Den AutorInnen gelang es, durch mehrmaliges Überprüfen ihrer Studienergebnisse zu folgendem Schluss zu gelangen: Beide Arten der Supplementation waren erfolgreich, um die Cobalaminwerte bei Hunden zu normalisieren, die veränderte Werte aufgrund verborgener Ätiologien hatten. Bei Hunden mit chronischer Enteropathie waren beide Arten von Supplementation effizient und dadurch wurde der Methylmalonsäuregehalt im Blut reduziert. Bei Hunden mit EPI war jedoch nur die Supplementation per os in der Lage, die Werte zum Guten zu verändern.
Die Studien hatte trotz guter Ergebnisse einige Grenzen: z. B. die Art und Weise, wie bei Hunden CE diagnostiziert wurde; mangelnde Überprüfung der Diät und der Cobalaminaufnahme in diesem Zusammenhang und jeder Hund erhielt eine unterschiedliche Therapie für die verborgene Ursache der Hypocobalaminämie.
Chang, C-H, Lidbury, JA, Suchodolski, JS, Steiner, JM. Effect of oral or injectable supplementation with cobalamin in dogs with hypocobalaminemia caused by chronic enteropathy or exocrine pancreatic insufficiency. J Vet Intern Med. 2022; 1- 15.
DOI:10.1111/jvim.16528