Der Umgang mit Hunden stimuliert das soziale Bewusstsein

22 June 2023 -

Der Umgang mit Tieren ist für die meisten von uns eine soziale und emotionale Situation. Der Kontakt mit Tieren hat beim Menschen eine positive Wirkung auf die mentale Gesundheit. Die neurophysiologischen Ursachen dieses Prozesses müssen aber erst noch verstanden werden. Viele Studien zeigen, dass ein positiver Umgang mit Hunden das Stressniveau herabsetzt und zu einem Anstieg jener Botenstoffe führt, die mit Bindung und Zugehörigkeit verbunden sind.

In dieser Studie von 2022 haben Marti et al. die präfrontale Hirnaktivität bei gesunden Erwachsenen beim Umgang mit einem Hund und während des Kontakts mit einem Plüschtier verglichen. Zwei Hypothesen wurden dabei untersucht:
1.vermehrte Stimulierung korreliert mit höherer Hirnaktivität;
2.die Interaktion mit einem Hund löst mehr Hirnaktivität aus als mit einem Kuscheltier.

Dafür nahmen 21 gesunde Personen an sechs Sitzungen teil. Drei der Sitzungen fanden mit einem Hund unter jeweils zunehmendem Intensitätsniveau statt und drei der Sitzungen fanden mit einem Kuscheltier ebenfalls unter jeweils zunehmendem Intensitätsniveau statt. Die Forscher*innen haben den Gehalt an sauerstoffhaltigem, sauerstoffarmem und Gesamthämoglobin gemessen, sowie die Sauerstoffsättigung im Blut des Frontallappens. Das Ziel war die Erfassung der Hirnaktivität. Diese Messungen wurden mittels einer funktionalen Nah-Infrarot-Spektroskopie durchgeführt.
Die präfrontale Hirnaktivität war sowohl bei den Sitzungen mit Hundekontakt als auch bei denen mit Plüschtierkontakt erhöht. Die Aktivität wuchs mit der Intensivierung der Stimulationsintensität an. Dadurch wurde die 1. Hypothese bestätigt.

Bei den Teilnehmer*innen konnte ein höheres Hirnaktivitätsniveau beim Umgang mit einem Hund festgestellt werden als beim Kontakt mit einem Kuscheltier. Dadurch wurde die 2. Hypothese bestätigt.

Es ist bekannt, dass der Umgang mit Hunden Menschen dabei hilft, mit Stress, Ängsten sowie Depressionen umzugehen. Aber es bedarf noch mehr Forschung auf dem Gebiet, um ein mögliches tiergestütztes Therapieverfahren zu entwickeln. Der präfrontale Kortex ist besonders interessant, da er bei der Regulierung und Verarbeitung von sozialen und emotionalen Interaktionen eine Rolle spielt.

Zum besseren Verständnis dieser Hirnaktivität sind noch weitere Studien nötig. Es gilt herauszufinden, ob sich die Hirnaktivität mit zunehmender Vertrautheit erhöhen kann und ob Menschen, die unter sozioemotionalen Defiziten leiden, die gleichen Ergebnisse erfahren können.

 

Marti, R, Petignat, M, Marcar, VL, Hettendorf, J, Wolf, M, Hund-Georgiadis, M, Hediger, K, Effects of contact with a dog on prefrontal brain activity: a controlled trial, 2022, PLOS ONE, 17 (10).
DOI:10.1371/journal.pone.0274833